..:  chamaeleo-africanus  :..


Zusammenbruch des Chamäleonprojekts


Fotos (wenn nicht anders angegeben): Benny Trapp.

1. Einleitung

2. Das Chamäleonprojekt

3. Die bisherigen Projektmitarbeiter

4. Die Entwicklung der Chamäleonpopulation im Jahr 2009

5. Weitere Projektaktivitäten im Jahr 2009

6. Das Problem der „Kantina“

7. Spannungen rund um die Griechische Ornithologische Gesellschaft (HOS)

8. Zusammenbruch des Chamäleonprojektes

9. Zusammenfassung des Projektstands Ende 2009 .

10. Die Befürchtungen für das Jahr 2010

11. Verlorenes Paradies - Ein internationales Naturschutzprojekt wurde ad absurdum geführt!

12. Unsere Ziele

 

 

Die folgenden Seiten informieren Sie über die aktuelle Situation des Projektes zum Schutz des Basiliskenchamäleons. Gerne würden wir von einer wunderbaren Entwicklung und einer sicheren Zukunft des Gebietes und seiner Bewohner berichten, doch sehr zu unserem Leidwesen stellt sich die Realität vor Ort zum heutigen Zeitpunkt ganz anders dar!

So ist es, nach einer außerordentlich erfolgreichen Chamäleonsaison 2009 mit einer großen Zahl adulter Tiere und der höchsten Zahl an abgesetzten Gelegen seit mehr als zehn Jahren, auf äußerst bedauerliche Weise zu einem Zusammenbruch des Projektes gekommen.

Wir, die ehemaligen Mitarbeiter des Chamäleonprojekts, fühlen uns verpflichtet die Öffentlichkeit so umfassend wie es uns möglich ist, über die Hintergründe des Zusammenbruchs, die derzeitige Situation vor Ort, aber auch über unsere Lösungsvorschläge zu informieren.

Wir sind bemüht, Sie auf dieser Seite möglichst auf dem aktuellsten Stand zu halten und neue, wichtige Informationen in regelmäßigen Abständen zu ergänzen. Bitte nehmen Sie sich die Zeit die folgenden Informationen vollständig zu lesen!


Das Chamäleonprojekt

 

 

 

Marilia Kalouli, MSC (Akademischer Grad: Master of Science) Landwirtschaftliche Ressourcen und Umweltpolitik:

  • Angestellt von 1997-2000 als Assistenz-Koordinatorin für das Life-Nature-Project in Pylos.
  • Von 2001-2002 Leitung des Gialova (Chamäleon-) Projektes auf freiwilliger Basis, Durchführung des Volontärscamp im Sommer und Schulbegleitung im Winter.
  • In 2003-2007 Organisation und Koordinierung des Chamäleon-Projektes als Mitarbeiterin der HOS in Teilzeit (25%). Zeitgleich Koordinatorin für IBA-Verwalterin und Volontär-Verantwortliche der HOS (IBA = Important Bird Areas).
  • Verantwortliche für Öffentlichkeitsarbeit des Life-Nature Programms „Eleonorenfalke“ auf Antikithira, verantwortliche Organisatorin Vogelzählungen und diverse Bürokoordinationen.
  • Wurde 2008 Vollzeit-Koordinatorin des Chamäleon-Projektes.
  • 2009 wurde sie unerwartet und ohne Begründung zum „Naturschutz-Officer“ degradiert.

 

Benny Trapp, Feld Herpetologe:

  • Freiwilliger Helfer in den Jahren 2001 und 2002.
  • Seit 2003 angestellt als Feldkoordinator für das Chamäleonprojekt (in den ersten Jahren ehrenamtlich). Seit diesem Zeitpunkt verantwortlich für das Chamäleonprojekt, Helfer-Training, Schutz und Monitoring der Chamäleons und deren Nester.
  • Kümmerte sich selbst um seine Finanzierung und sammelte jährlich erhebliche Sach- und Geldspenden für das Projekt. Organisierte eigenständig bedruckte T-Shirts, Bücher und zahllose Artikel, die er unabhängig von HOS finanzierte und aus Deutschland mitbrachte.
  • Er verfasste und verwirklichte Informationsmaterial und ein Malbuch für Kinder, hielt in Universitäten, Museen und an Schulen verschiedener Europäischer Länder Vorträge und konnte so internationale Sponsoren, freiwillige Helfer und Freunde für das Projekt gewinnen. Eigenständig errichtete er außerdem die Internetpräsenz für deutschsprachige Interessenten.

 

Nico Bedau, Landschaftsplanner/Architekt:

  • Volontär in den Jahren 2005-2007.
  • Führte 2008 die Gestaltung und den Umbau des Informationszentrums durch.
  • Organisierte ehrenamtlich die Solaranlage und deren Finanzierung im Wert von mehreren tausend Euro.
  • War bis 2009 verantwortlich für die Bauarbeiten in Gialova (Zäune errichten, Hides, Naturlehrpfade, Solaranlage sowie für die Ausführung eines Besucherzugangs-Management-Konzepts (visitor guiding system).
  • Arbeitet bis zur Vollendung am Vravrona Projekt (Brückenbau und Design des Tätigkeitspakets für “Trekking Griechenland”) für die Griechische Ornithologische Gesellschaft (Stellungnahme)

 

Klaus Ehrlich, Biologiestudent in Evolutionsbiologie und Systematik an der Universität Bonn:

  • Volontär von 2004-2008.
  • Wurde während dieser Zeit von Benny Trapp eingearbeitet und 2009 als Feldassistent des Chamäleonprojektes angestellt.
  • Er war unter anderem für den Schutz, sowie das Betreuen von studentischen Abschlussarbeiten in Chamäleonstudien vor Ort verantwortlich.
  • Er konzipierte ein Zucht- und Überwinterungsprojekt für in Gefangenschaft lebende Tiere sowie Methoden und allgemeine wissenschaftliche Rahmenarbeiten und Richtlinien.

 

Andrea Bonetti, Biologe/Ornithologe

  • 1996-1997 MSC (Akademischer Grad: Master of Science) in Küstenmanagement.
  • Entwarf den Managementplan für die Gialova-Lagune, die später zusammen mit Kostas Papakostantinou als Naturschutzvorschlag umgesetzt wurde.
  • Von 1997 bis 2000 Site-Koordinator für das Naturschutzprojekt in Pylos.
  • 2001-2002 ehrenamtliche Fortführung des Sommerprojektes und der Schulbetreuung im Winter. Seitdem ehrenamtlich in beratender Funktion für das Sommerprojekt tätig. Jährliche Ornithologische Monitoringarbeiten (Vogelzählungen, Kartierungen etc.).
  • 2008 erarbeitete er einen Ornithologischen Monitoring-Plan für die Gialova-Lagune, den er bis Herbst 2009 eigenständig durchführte.



Die Entwicklung der Chamäleonpopulation im Jahr 2009

Das Projekt, unter der Leitung der „Griechischen Ornithologischen Gesellschaft“, wurde im Jahr 2009 zum vierten Mal in Zusammenarbeit mit der AGA/ACES durchgeführt!

 

Erster Eindruck zu Projektbeginn

Einen erfreulichen Eindruck gewannen wir direkt nach unserem Eintreffen im Gebiet. Die Vorbereitungen zur Absicherung der Nistbereiche waren abgeschlossen und große Teile des Strandbereichs mit stabilen Holzpollern begrenzt. Die durch Absperrungen gesicherten Bereiche haben sich zu kleinen Dünen entwickelt, die den ursprünglichen Charakter der Landschaft prägen. In allen wichtigen Teilbereichen konnten Chamäleons beobachtet werden.

Adulte Chamäleons

Die Gesamtzählung der Chamäleon-Population wurde in Jahr 2009 Ende August durchgeführt und ergab die erfreuliche Anzahl von über 350 ausgewachsenen Chamäleons. Im Vergleich zum Vorjahr (83 Tiere) entspricht dies einer gesunden Populationsgröße für das Gebiet und spiegelt die gute Bestandsentwicklung wieder.

_B096592.jpg

Der Schlupferfolg 2009

Der Schlupferfolg im Jahr 2009 ist Jahr als normal zu betrachten. Im Durchschnitt schlüpften 21 Chamäleons pro Nest. Die maximale Anzahl liegt bei 52 geschlüpften Jungtieren aus einem einzelnen Nest. Bereits zu Beginn der Schlupfzeit ist uns aufgefallen, dass die Jungtiere im Vergleich zu den Vorjahren relativ groß und kräftig waren. Die Überlebenschance der Jungtiere könnte aufgrund der höheren Fitness besser sein als im Jahr 2008.

_B091704.jpg

 

Zusammengefasst stellt sich der Schlupferfolg des Jahres 2009 wie folgt dar:

Summe der geschlüpften Jungtiere: 699

Geschlüpfte Männchen: 235

Geschlüpfte Weibchen: 261

Geschlüpfte Jungtiere mit nicht bestimmten Geschlecht: 203

 

Die Eiablagezeit 2009

Am 17. September entdeckten wir das erste Gelege im Jahr 2009. Das letzte nistende Chamäleon des Jahres 2009 wurde am 27.Oktober beobachtet. Die hoffnungsvollen Erwartungen auf eine erfolgreiche Saison wurden insgesamt bei weitem übertroffen: So wurden am Ende der Saison mit 169 abgesicherten Nestern das beste Ergebnis seit mehr als 10 Jahren dokumentiert!

Die Bestandsentwicklung ist als sehr positiv zu beurteilen! So spiegeln die Zahlen der im Jahr 2009 dokumentierten Adulttiere und die große Zahl der Gelege den Erfolg der Schutzbemühungen eindrucksvoll wieder. Trotz der widrigen Bedingungen konnte so das Hauptziel des Projektes nachhaltig verfolgt und ein für das Jahr 2009 fantastisches Ergebnis erzielt werden. Alle Projektbeteiligten sei an dieser Stelle nochmals im Namen der Chamäleons herzlich gedankt!

Das oben abgebildete Nest ist nur eines vieler, die in einem von uns bereits vor einigen Jahren künstlich aufgeworfenen Nisthügel gegraben wurde.



Weitere Projektaktivitäten im Jahr 2009

 

Die Verkehrsberuhigung zeigt sich erfolgreich

Die im Jahr 2008 auf der Straße angebrachten „Bodenwellen“ zur Regulierung der Geschwindigkeit durchfahrender Fahrzeuge erweisen sich als großer Erfolg, es werden kaum noch Raser auf der Straße beobachtet. So wurden im Jahr 2009 deutlich weniger überfahrene Wirbeltiere entlang der Straße gefunden als in den Jahren zuvor. Eine auffällige Beobachtung sind in diesem Zusammenhang die zufälligen Funde von 15 Westlichen Sandboas (Eryx jaculus) im Vergleich zu etwa 1-3 Tieren pro Saison in den Vorjahren. Wir sehen die Beruhigung des Verkehrs als maßgebliche Ursache für die gehäuften Sichtungen dieser stark bedrohten, im EG-Abkommen Anhang I gelisteten Art.

 

 

 

Nichts desto trotz wurden auch im Jahr 2009 14 überfahrene Chamäleons aufgefunden.

 

 

Bei einer Populationsgröße von 350 Tieren entspricht dieser Verlust an Tieren durch Straßenverkehr einem Prozentsatz von 4%. So konnte eine deutliche Reduzierung der Verluste zu den ca. 10 % des Vorjahres erzielt werden. Darüber hinaus wurden 13 weitere Reptilienarten, 3 Vögel und einige Kleinsäuger als Straßenopfer dokumentiert.

 

 

Ornithologische Beobachtung

Die Lagune wurde, als wichtiger Rastplatz verschiedenster Zugvogelarten, auch im Jahr 2009 wieder vogelkundlich erfasst. Ziel der Erhebungen ist es, einen Einblick in das Zugverhalten der Vögel zu bekommen, sowie Entwicklungen der Populationen auf ihren Wanderrouten abzuschätzen.

Zur Überwachung der Umweltbedingungen wurden zweimal pro Woche Gewässerproben aus der Lagune entnommen und untersucht. So können Veränderungen der Wasserqualität, zum Beispiel durch Verschmutzung oder Versalzung, frühzeitig erkannt und die Ursachen bekämpft werden.

 

 

Kanalsäuberung

Ein wasserführender Kanal an der Grenze zur A-Zone des Natura 2000 Gebietes wurde Ende Juli 2009 von Schilf befreit. Durch den Einsatz unserer Helfer wurden Müll und treibende Pflanzenteile aus dem Wasser entfernt, um so offene Wasserflächen zu schaffen. Dies schafft neuen Lebensraum und erleichtert die Beobachtung von wasserbewohnenden Arten, wie Grünfröschen, Sumpf- und Bachschildkröten, sowie von Ringel- und Würfelnattern. Es erleichtert darüber hinaus die Beobachtung des natürlichen Verhaltens dieser Arten zu Studienzwecken, ohne die Tiere zu stören.

 

 

Naturkundliche Führungen

Auch im Jahr 2009 haben wir naturinteressierten Besuchern mindestens zweimal wöchentlich naturkundliche Führungen angeboten. Zusätzlich stehen den Besuchern jederzeit Beobachtungshütten und ein Hochstand zur Verfügung. Diese mussten, wie in jedem Jahr, auch 2009 gewartet werden. Zusätzlich wurden neue Sitzbänke errichtet.

 

 

Das Informationszentrum

Das Informationszentrum im alten Pumphaus, das 2008 fertig gestellt wurde, hat sich 2009 gut bewährt. Es konnten zunächst weitaus mehr Naturinteressierte erreicht und informiert werden, als in den Vorjahren.

 

 

 

Die neue Strandbar

Die neue, professionell betriebene Strandbar („Kantina“) im Zentrum des Gebietes hat während der gesamten Saison 2009 bedeutend größere Problemen bereitet, als in den gesamten Vorjahren.

 

Aufgrund einer groß angelegten Werbekampagne hat der Strandtourismus in erheblichem Maß zugenommen, was mit einem beträchtlich höheren Verkehrsaufkommen im Gebiet einher ging.

 

 

Zuwiderhandlungen gegen die getroffenen Vereinbarungen

Der Nutzungsvertrag zwischen der Archäologischen Gesellschaft und den Betreibern wurde von Letzteren in verschiedener Hinsicht ignoriert. So wurden beispielsweise mehr als doppelt so viele Strandliegen und Sonnenschirme aufgestellt, als vertraglich zugestanden. Die mehr als großzügigen „Ausnahmereglungen“ sind vertraglich eindeutig festgelegt, kaum einer wurde tatsächlich eingehalten! Bitte überzeugen Sie sich anhand des hier gezeigten Dokuments und der Übersetzung selbst!

Den Original-Vertrag finden Sie hier: Genehmigung , die Übersetzung ins Deutsche hier: Übersetzung

 

Das obige Bild zeigt das Ausmaß der Zuwiderhandlungen: Die dunkleren Schirme sind die ursprünglich aufgestellten, während die helleren neu hinzugekommen sind. Zum Ende der Saison wurden von unseren Helfern statt der 100 genehmigten Schirme, insgesamt 190 Stück dokumentiert. Die Original-Bilddateien lassen eine Zählung nur in eingeschränktem Umfang zu, da die Schirme zum Teil sehr dicht hinter einander stehen. Ein Luftbild steht leider nicht zur Verfügung. Dennoch ist auch so klar erkennbar dass die Anzahl der genehmigten Schirme und Liegen bei weitem überschritten wurde.

 

 

„Vollmond-Partys“ auf den Chamäleonnestern

Die Zeit der abendlichen Schließung der „Kantina“ zum Sonnenuntergang wurde grundsätzlich überschritten. Die Ruhe im Gebiet wurde dauerhaft, mehrfach selbst nachts, durch laute Musik und Veranstaltungen („Vollmond – Partys“, Live-Konzerte etc.) enorm gestört.

.

 

Die bei der Archäologischen Gesellschaft erforderlichen Genehmigungen für diese Veranstaltungen wurden ohne unser Wissen eingeholt. Obwohl die Archäologische Gesellschaft daraufhin in schriftlicher Form unser Einverständnis für die Events voraussetzte, wurden diese auch entgegen unsere Entscheidung ausgeführt.

 

Die Limitierungen im Hinblick auf Uhrzeiten und Lautstärke wurden massiv überschritten. Der fortwährend (24 Std/tägl.) laufende Stromgenerator und die Beleuchtung der „Kantina“ während der gesamten Nacht, sorgen für weitere Störungen von Fauna und Umwelt. Mit Nestern der Unechten Karettschildkröte war während des gesamten Sommers in diesem Jahr nicht zu rechnen. Auch muss von einer Fehlleitung der durch die Lichtquelle irritierten Jungchamäleons, die in unmittelbarer Nähe der „Kantina“ schlüpfen, ausgegangen werden.

 

 

Eine Anmerkung: Um zu verstehen, warum die scheuen Chamäleonweibchen ihre Nistplätze in dieser Umgebung wählen, eine kurze Erläuterung an dieser Stelle. Die „Kantina“ wird gewöhnlich ab Anfang, spätestens Mitte Oktober abgebaut. Von einzelnen Spaziergängern abgesehen befinden sich dann kaum noch Menschen in diesem Bereich. Zu diesem Zeitpunkt, Ende September bis Ende Oktober, liegt die Eiablagezeit, in der die Weibchen gewöhnlich die gleichen Orte aufsuchen, an denen sie selbst geschlüpft sind. Ursprünglich liegen die am Besten für die Eiablagen geeigneten Stellen im Zentrum des Gebietes. Und das ist eben genau der Bereich, wo im Sommer und somit zur Schlupfzeit der Jungtiere die „Kantina“ steht.

 

Auf die Störungen angesprochen, und im Bemühen unserer Mitarbeiter eine gemeinsame Lösung zu finden begegneten uns einer der Betreiber (Fotis Karabatsos) und einige der Mitarbeiter der Strandbar mehrfach mit aggressivem Verhalten, Beschimpfungen und Bedrohungen.

 

Das ewige und leidige Müllproblem der „Kantina“

 

 Durch die professionell angelegte Werbung der Betreiber der Kantina wurden in der Saison 2009 noch mehr Touristen an den Strand gelockt, was zu einer weiteren Verschlechterung der Verhältnisse führte. Die hieraus resultierende Verschmutzung ist als nicht akzeptabel einzustufen. Der vertraglichen Verpflichtung, im Umkreis von 200m um die Strandbar für Sauberkeit zu sorgen, sind die Betreiber der „Kantina“ ebenfalls nicht nachgekommen.

Wie in den vergangenen Jahren wurde letztendlich außer gelegentlichen Strandreinigungen, die vom Bürgermeister organisiert worden waren, ausschließlich von uns in regelmäßigen Abständen Müll am Strand, entlang der Straße und an den Parkplätzen gesammelt.

 

Das nachstehende Bild zeigt das Ergebnis einer einzigen, durchschnittlichen Sammelaktion.

 

 

Die folgenden Bilder wurden entlang des „Kantina“-Parkpatzes aufgenommen:

 

 

 

Täglich gereinigt wurde lediglich der Bereich zwischen den Liegestühlen, und damit der aus Betreibersicht touristisch wichtige Bereich. Selbst die Zugänge zum eigenen Betrieb wurden sich selbst und dem Wind überlassen. Das Ergebnis: Unmengen von Plastikbechern verteilten sich über weite Bereiche der Dünen und des Strandes.

 

Der Großteil der Kunststoffabfälle ließ sich anhand von Beschriftung und Verpackung eindeutig als Abfall der „Kantina“ identifizieren (grüne Pfeile im folgenden Beispielbild).

 

Offensichtlich ist eine schonende Nutzung des Gebietes, durch einen professionellen Betrieb dieser Größenklasse nicht zu verwirklichen.

 

Während der gesamten Saison 2009 wurde außerhalb der aufgestellten Sonnenschirme und Liegen nicht ein einziges Mal für Reinigung gesorgt. Aber selbst zwischen den Sonnenschirmen lagen einige Tausend Zigarettenkippen im Sand, deren Entsorgung man offensichtlich ebenfalls für überflüssig hielt.

Trotz der von uns gestalteten Umzäunung der wichtigsten Nistbereiche in der direkten Umgebung des „Kantina“, wurden die Flächen als Toiletten missbraucht. Bei einem Tourismusaufkommen von einigen hundert bis tausend Besuchern täglich, entstehen so hygienisch bedenkliche Verhältnisse. Der Geruch in diesen Abschnitten, inmitten der Lebensräume der Chamäleons und anderer seltener Tierarten, war insbesondere im August unerträglich und penetrant. Die Verschmutzung durch Fäkalien nahm 2009 Ausmaße an, die als ernstes Hygieneproblem betrachtet werden müssen.

Im unteren Bild ein Chamäleon-Nest, dass neben den Resten von Toilettenpapier abgesichert werden musste.



Spannungen rund um die Griechische Ornithologische Gesellschaft (HOS)

 

Die Hellenic Ornithological Society („HOS“, Griechische Ornithologische Gesellschaft) ist die Trägerinstitution des Projektes und zum Schutz des Basiliskenchamäleons. Nach Jahren der erfolgreichen Zusammenarbeit kam es zu ersten Unstimmigkeiten im Jahr 2009, als sich Xenophon Kappas, der Direktor der HOS, selbst zum Projektleiter ernannt hatte.

Bedauerlicherweise verfügt Herr Kappas über keine Kenntnisse zur Biologie des Basiliskenchamäleons und seines Lebensraums. Der Lehrgang zum Finanz- und Betriebswirt vermittelte ihm keine Einblicke in Biologie oder Ökologie, wie er in persönlichen Gesprächen mit Herrn Ehrlich und Herrn Trapp selbst bekannte. Auch über die regionalen Bedingungen und Besonderheiten, die lokale Geschichte und Probleme vor Ort verfügt Herr Kappas bestenfalls über marginale Kenntnisse da er das Gebiet insgesamt weniger als zehnmal persönlich besucht hat. Seine Haltung, ein komplexes Schutzprojekt mit sehr speziellen Bedingungen vor Ort und angesichts einer großen Bedrohung, aus dem 300 km entfernten Athen leiten zu können, führte mit seiner Selbsternennung zur Degradierung der langjährigen Projektkoordinatorin Marilia Kalouli. Frau Kalouli hatte von 1997 bis zu diesem Zeitpunkt die leitende Funktion des Projektes inne, die sie vor Ort wahrnahm.

Mit der willkürlichen Entscheidung von Xenophon Kappas, die bisherige Projektkoordinatorin ihres Postens zu entheben, wurde den Projektmitarbeitern der unabdingbare direkte Ansprechpartner vor Ort genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Frau Kalouli zentraler Ansprechpartner und vermochte mit diplomatischem Geschick und aufgrund ihrer muttersprachlichen griechischen Sprachkenntnisse die Interessen des Projektes mit denen anderer regionaler Parteien in Einklang bringen und gegebenenfalls erfolgreich vermitteln.

Marilia Kalouli im Kontakt mit den örtlichen Beamten im Jahr 2008

 

Ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich daher die Kommunikation zwischen Projektleitung und den Mitarbeitern in Pylos immer weiter. So wurden kontraproduktive Anweisungen ebenso nur über Dritte kommuniziert wie auch die Veränderungen der Projektstrukturen.

Das Projektteam erhielt keine Transparenz mehr hinsichtlich der Projektfinanzierung, und eine Ausstattung des Projektes mit einer Spende der TEMES in Höhe von 60.000,- Euro wurde nicht vollständig weitergeleitet. Geld, das für das Projekt vor dringend benötigt gewesen wäre.

Darüber hinaus wurde mit der Übernahme der Projektleitung durch den Direktor der HOS in erfolgreich etablierte Maßnahmen der Öffentlichkeits- und Projektarbeit eingegriffen. Beispielsweise wurde dem Projektteam die seit Jahren erfolgreich durchgeführten herpetologischen Führungen für naturinteressierte Besucher untersagt. Die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebten Führungen hatten bis dahin nicht nur ausländische Touristen, sondern auch einige Hundert Griechen in das Informationszentrum gelockt und begeistert. Vor Ort konnten Wasserschildkröten, Eidechsen, mit etwas Glück auch eine der beiden Landschildkrötenarten, eine der vielen Schlangenarten oder sogar ein Chamäleon gezeigt werden. Nach Meinung des Teams vor Ort ist es der Sinn eines Reptilien-Schutzprojekts gerade diese Begeisterung zu wecken, da doch die meisten Menschen diesen für sie unbekannten Tierformen aufgrund besseren Wissens weiterhin mit Vorurteilen, Angst und Hass begegnen.

Zu diesem Zeitpunkt wäre aber Einigkeit und Kooperation dringend erforderlich gewesen, da die Projektarbeit aufgrund eines geplanten riesigen Bauprojektes durch die Betreibergesellschaft namens TEMES gefährdet ist. Hier gilt es mit fundierter Fachkenntnis der Biologie der Schutzzone und ihrer Bewohner eine enge Kommunikation mit TEMES zu suchen, um gemeinsame Lösungsansätze für einen dauerhaften Schutz des Gebietes sicherstellen zu können.

Die Rolle der Vermittlung zwischen den größten Interessensgemeinschaften (vor allem der TEMES) wurden aber zu diesem Zeitpunkt von der HOS dem als „Special Consultant“ eingesetzten Kostas Tenegetsis zugesprochen. Das eigentliche Projektteam wurde damit von der Kommunikation abgeschnitten. Bedauerlicherweise fiel damit die Entscheidungskompetenz in die Hände eines weiteren Mitarbeiters ohne spezielle Kenntnisse des Gebietes und seiner Bewohner. Die bisherigen Stellungnahmen von Herrn Tenegetsis in der griechischen Presse (siehe unten stehenden Artikel) und seine Äußerungen dem Projektteam gegenüber, lassen Zweifel daran aufkommen, ob Herr Tenegetsis tatsächlich vordergründig im Interesses des Naturschutzes spricht.

 

Übersetzung des farbig markierten Textes:

TEMES hat einen Kooperationsvertrag mit der Hellenischen Ornithologischen Gesellschaft (EOE) unterschrieben, um die Umwelt zu schützen und die Schönheit der Natur dieser Region herauszustellen und zu sicherzustellen, dass es sich um ein wirkliches Projekt des Ökotourismus handelt. „In der Praxis gehören dazu Schutzmaßnahmen, um Vogelarten zu untersuchen sowie das Basiliskenchamäleon. Die Gialovalagune, das südlichste bedeutende Feuchtgebiet des Balkans und wichtige Raststation für Zugvögel, beherbergt das einzige europäische Vorkommen dieser afrikanischen Tierart,“ sagte uns Kostas Teneketzis, ein Mitarbeiter der EOE. Die griechische Vogelschutzorganisation leistet auch Öffentlichkeitsarbeit, indem sie Ökotouren für Besucher durchführt, die von der TEMES finanziert werden und durch Umwelterziehung an Schulen in Messinia.

„Bevor die Übereinkunft mit TEMES unterschrieben wurde haben wir die Bedingungen lange untersucht“, fügte Teneketzis hinzu. „Wir sehen keine negativen Auswirkungen auf das Ökosystem“

(Vollständige Übersetzung)

Für uns als Projektmitarbeitern ist nicht nur diese, sondern auch zahlreiche andere Aussagen und Handlungsweisen nicht nachvollziehbar. Angesichts der drohenden touristischen Erschließung des Gebietes währe ein kompetenter und einvernehmlicher Dialog zwischen den Naturschützern vor Ort und TEMES erforderlich gewesen, um Lösungsansätze für den Naturschutz zu finden. In wie weit ein solcher zwischen dem Vertreter der HOS, Kostas Tenegetsis, und TEMES stattgefunden hat und über Ergebnisse, wurde das Team nicht informiert!

Stattdessen führten Unwahrheiten und Vertuschungen zu einer erheblichen Verzerrung der tatsächlichen Gegebenheiten und die Chance auf einen Dialog scheint dahin. Aussagen von Herrn Tenegetsis, wonach der Bau und Betrieb einer gigantischen Hotelanlage mit 7 Golfplätzen in unmittelbarer Nachbarschaft des Natura 2000 Gebietes nach Ansicht der HOS, und damit einem der größten Naturschutzvereine des Landes, keinen Einfluss auf das benachbarte Ökosystem haben, hinterlässt dabei nur Kopfschütteln und Fassungslosigkeit.

 


Die Auseinandersetzungen um die untragbaren Verhältnisse rund um die „Kantina“ haben in der Folge zu einigen sehr bedauerlichen Entwicklungen innerhalb des Chamäleonprojektes geführt, die wir Ihnen im Folgenden erläutern möchten.

 

Besuch aus Athen

Auf die Einladung von Herrn Trapp im August 2009, besuchten der Direktor/Projektleiter Xenophon Kappas und ein inzwischen von den Mitgliedern der HOS abgewähltes Vorstandsmitglied das Schutzgebiet. Sie waren hierzu aus dem 300km entfernten Athen angereist, um sich ein eigenes Bild von den Bedingungen für das Chamäleonprojekt vor Ort zu machen.

Bei dieser Gelegenheit wurde der Direktor unter anderem auch darüber informiert, dass verbale Angriffe und Drohungen gegen den für die Chamäleon-Nester verantwortlichen Mitarbeiter ausgesprochen worden waren. Herr Trapp wurde daraufhin von Herrn Kappas aufgefordert, sich aus der Umgebung der Kantina, die inmitten der Kernzone der Nistbereiche der Chamäleons liegt, fernzuhalten, um nicht durch seine Anwesenheit „zu provozieren“.

Im Vertrauen auf die Zusicherungen von Herrn Kappas, sich auf „andere Weise“ um das Problem zu kümmern, kam Herr Trapp dieser Aufforderung nach, obwohl seine Anwesenheit aufgrund der amtlich autorisierten Tätigkeiten gerade in diesem Bereich unentbehrlich sind. Der von Herrn Trapp und Herrn Ehrlich geforderten, umgehenden Beschwerde und Anzeigenstellung gegen die Betreiber der „Kantina“ wurden seitens Herrn Kappas abgeraten. Der Zusicherung, die Direktion der HOS würde dies auf „effektivere“ und eine „weniger herausfordernde Art und Weise“ regeln, mussten sich die Projektmitarbeiter mit Widerwillen beugen.

 

Die Spannungen werden noch größer

In der Folge kam es daraufhin zu weiteren Beschimpfungen, die sogar fortgesetzt, stets auch in Gegenwart einiger Helfer, nun auch außerhalb des Kantina-Bereichs, ausgesprochen wurden. Nicht angemeldete Events und dauerhafter Lärm blieben weiter an der Tagesordnung. Der für den Schutz der Chamäleonnester verantwortliche Projektmitarbeiter Benny Trapp sah sich vor diesem Hintergrund nicht mehr in der Lage seinen Aufgaben vereinbarungsgemäß nachzukommen und die Projektpriorität eines möglichst hohen Schlupferfolges gewährleisten zu können.

 

Keine Unterstützung aus Athen

Die rücksichtslose Vorgehensweise und das ungebührliche Verhalten der Betreiber der „Kantina“ ist auch mit Gelassenheit und unter Zurückhaltung nur als inakzeptabel und unerträglich zu beschreiben. Die Direktion der OHS reagierte hierauf auch weiterhin mit wohlbekannten Verhaltensmustern, und zwar mit Untätigkeit. Die Projektmitarbeiter haben daraufhin im September 2009 einvernehmlich einen ausführlichen und deskriptiven Brief verfasst ( gelb markierte Stellen wurden Zensiert! Original Dokument), der als Beschwerde bei den zuständigen Behörden eingereicht werden sollte. Da ein solches Schreiben aber nur vom Projektleiter, in diesem Fall dem Direktor der HOS, autorisiert und unterzeichnet werden kann, wurde er mit der Bitte um Unterstützung und Weiterleitung des Schreibens an Herrn Kappas geschickt. Die dokumentierte Form und das Ausmaß der Missstände rund um die „Kantina“ waren nach Ansicht der Projektarbeiter mehr als ausreichend um die Behördenvertreter zu einer Entziehung der Betreiberlizenz für die „Kantina“ zu veranlassen, um auf dieser Grundlage die Fortsetzung der Projektbemühungen zu ermöglichen.

 

Willkürliche Zensur

Mit Bestürzung musste das Projektteam daraufhin erfahren, dass der Direktor das Schreiben nicht in unveränderter, sondern vielmehr in einer an maßgeblichen Stellen gekürzten und zensierten Fassung weitergeleitet hat (Original Dokument). Darüber hinaus wurde der Brief nicht an alle Adressaten und mit erheblicher Verzögerung versandt. Die Betreiber der „Kantina“ erhielten das Schreiben so drei Wochen später und, prekärerweise, erst zum Ende der Touristensaison zugestellt.

 

Nachstehend ein Auszug der wichtigsten Kürzungen, die neben allen Belegfotos, seitens des Direktors der OHS vorgenommen wurden. Aus dem Brief entfernt wurden unter anderem:

 

  • Die Forderung, die Kantina aus der Kernzone des Natura 2000-Gebietes zu verlegen.
  • Die Information über die tatsächlich aufgestellte Anzahl von Sonnenschirmen und Liegen (200 Stück anstatt der genehmigten 100 Stück).
  • Die Information über die Nichterfüllung der vertraglich vereinbarten Reinigung im Umkreis von 200m um das von der „Kantina“ genutzte Gelände.
  • Die Information über die Nichteinhaltung der vertraglich vereinbarten Schließungszeit bei Sonnenuntergang.
  • Die Information über den 24-stündigen Dauerbetrieb des lärmenden Dieselgenerators der „Kantina“ (ca 80 db, gemessen mit Dezbel-Messgerät aus 1m Entfernung).
  • Die Information über die Nichteinhaltung des Verbots nächtlicher Veranstaltungen
  • Die Information über nächtliche Scheinwerfer-Licht
  • Die Information über die Diskothekenlautstärke der Musik (im Allgemeinen wie auch während der Mittagszeit).
  • Die Information über das Anbringen von Fahnen und Werbepostern für die „Kantina“ an den Bäumen entlang der Straße in der Kernzone des Gebietes.
  • Die Information über die aggressiven, verbalen Attacken des „Kantina“-Betreibers Fotis Karabatsos und seiner Mitarbeiter gegen den leitenden Mitarbeiter des Projekts
  • Die Aufforderung die gesamte Anlage zum Ende der Touristen-Saison zu entfernen

 

Der Archäologischen Gesellschaft, die für die Pachtverträge verantwortlich zeichnet, ist lediglich eine Kopie des zensierten Schreibens zugegangen. Daher ist hier bedauerlicherweise der falsche Eindruck entstanden, es handele sich bei dem Schreiben nur um eine Kopie zur Kenntnisnahme und nicht um ein formelles Beschwerdeschreiben. Die schriftliche Antwort der Archäologischen Gesellschaft an HOS auf das Schreiben hin, dass diese Behörde erst zum Ende der Tourismussaison erhalten hat enthielt und anderem die folgenden Passagen:

 

„…Die Empfehlungen der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft an die Betreiber der Kantina (Divari-Hotel-Touristic Co.) im betreffenden Brief, wurden unserer Behörde zum Ende der Touristen-Saison gesendet, was es uns praktisch unmöglich machte, rechtzeitige Maßnahmen zu ergreifen…

sowie

„…wir ersuchen die Griechische Ornithologische Gesellschaft uns bei zukünftigen Verstößen umgehend zu informieren, um ausreichend Zeit zu haben auf diese rechtzeitig zu reagieren…“

 

Als Beleg das Original des Schreibens (in Griechisch!): (Original Dokument)

Das Projektteam verfasste daraufhin einen Brief an den Direktor und den Vorstand der HOS, um detailliert die Missstände der vergangen Wochen und Monate zusammen zu fassen (Übersetztes Dokument). Der Direktor/Projektleiter wurde zu einem umfassenden klärenden Gespräch vor Ort eingeladen. Doch anstatt einen konstruktiven Dialog zu suchen, und Stellung zum Inhalt des Briefes zu beziehen, bestand die unmittelbare Reaktion des Direktors aus der umgehenden, telefonisch mitgeteilten Kündigung von Marilia Kalouli, die den Brief im Namen aller Mitarbeiter übermittelt hatte. Eine Stellungnahme auf das Schreiben des Projektteams steht bis dato immer noch aus.

 

Zusätzlich zu den geschilderten Widrigkeiten wurde dem Chamäleonprojekt so die im Umgang mit Behörden, Bürgermeister, Anwohnern und anderen Beteiligten erfahrenste Mitarbeiterin genommen. Aufgrund ihrer muttersprachlichen griechischen Sprachkenntnisse fungierte Frau Kalouli bis dato insbesondere auch als Sprachrohr und Vermittlerin in Landessprache. In der aus der Kündigung von Frau Kalouli resultierenden Situation ist es dem Projektteam nicht mehr möglich in Landessprache mit Ämtern, Behörden, den Betreibern der „Kantina“ zu kommunizieren, was die missliche Situation weiter verschärfte.

 

Das Ende der Projektarbeit

Obwohl nun die Eiablagezeit kurz bevor stand, der Vertrag eines anderen Mitarbeiters (Nicos Liberopoulos) auslief und auch die Helfer-Koordinatorin aus privaten Gründen bis Mitte September gekündigt hatte, war zu diesem Zeitpunkt seitens OHS für keinerlei Ersatz der Projektmitarbeiter gesorgt.

Neben einigen wenigen Helfern verblieben so nur noch die Projektmitarbeiter Benny Trapp und Klaus Ehrlich aus Deutschland um den Schutz der Nester zu gewährleisten, sowie Nico Bedau, dessen Tätigkeit sich auf die Ausarbeitung/Fertigstellung des „Visitor Guiding System“ (Management-Konzept für den Umgang mit Besuchern) (visitor guiding system) beschränkte. Die Folge war ein Arbeitspensum von bis zu 16 Stunden täglich für den Rest der Chamäleonsaison.

Nicht aus Solidarität ihrer bisherigen Kollegin gegenüber, sondern aus dem Gefühl der Machtlosigkeit heraus, haben auch diese letzten Mitarbeiter des Projekts das Arbeitsverhältnis mit der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft ihrerseits, mit sofortiger Wirkung gekündigt. Welche fatalen Folgen die Untätigkeit beziehungsweise die Fehlentscheidungen der HOS für das Schutzgebiet, seine Fauna und letztlich insbesondere auch für die Chamäleons hat vermag der Leser dieser Zeilen vermutlich ahnen.

 

Das Projekt war damit praktisch offiziell beendet!

 

Zusammenfassend stellt sich die Situation des Chamäleon-Projektes am Ende der Saison 2009 wie folgt dar:

Das im Jahr 2009 fertig gestellte Informationszentrum und der Kiosk in Gialova wurden Mitte September geschlossen. Damit verbunden wurden in der wichtigsten Tourismuszeit keine Aufklärungsarbeit mehr geleistet, und das in dem Jahresabschnitt, in dem sich erfahrungsgemäß die meisten naturinteressierten Touristen in der Region aufhalten. Im Gegensatz zu den Vorjahren fand keine Veranstaltung zum „Internationalen Vogeltag“ im Oktober statt, ein Event, bei dem wir in der Vergangenheit neben Touristen auch Anwohnern, Behördenvertretern und vielen anderen unsere Arbeit vorstellen konnten. Auch Vertreter von Presse und Fernsehen waren stets präsent, um unsere Arbeit in diesen Medien vorzustellen. Die für das Projekt wichtigen Einnahmen aus dem Verkauf von Souvenirs und Informationsmaterial sowie freiwillige Spenden bleiben aus, und es wurden keine geführten Touren in die Lagune mehr angeboten. Auch die Umweltbildung in regionalen Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen lag, von einem einzigen Versuch abgesehen, ebenfalls brach.

 

Ihrer Verantwortung gegenüber Natur- und Artenschutz bewusst, beschränken sich die Kündigungen der Projektmitarbeiter Benny Trapp und Klaus Ehrlich, lediglich auf die weitere Zusammenarbeit mit der HOS, und deren Vertretung durch den Vorstand und Direktor Xenophon Kappas. Die für den Schutz und damit den Erhalt der Chamäleons erforderlichen Maßnahmen wurden von den Projektmitarbeitern bis zum Ende der Chamäleonsaison 2009 fortgeführt. Darüber hinaus wurde die Konzeption des „Visitor Guiding System“ (visitor guiding system) von Herrn Bedau fertig gestellt. Dieses wurde abschließend an die Griechische Ornithologische Gesellschaft gesendet und steht der offiziell verantwortlichen Organisation somit zur Verfügung. Aus verständlichen Gründen wurden auch andere wichtige und sinnvolle Arbeiten weiter durchgeführt (Stellungnahme) .

 

Da die Genehmigung der Griechischen Regierung für die Arbeit rund um den Chamäleonschutz nicht auf die Ornithologische Gesellschaft, sondern auf die Person „Benny Trapp“ ausgestellt war, befanden sich Benny Trapp und sein Assistent Klaus Ehrlich auch unter rechtlichen Gesichtspunkten mit der außerordentlichen Durchführung dieser Maßnahmen auf sicherem Boden. Die verbliebenen, gänzlich verunsicherten Helfer des Projekts sicherten den beiden ihre hilfreiche Unterstützung zu und distanzierten sich ihnen gegenüber ebenfalls von den willkürlichen und verantwortungslosen Entscheidungen der HOS-Leitung.

 

Trotz des großen Personalmangels und der Bereitschaft der Chamäleonverantwortlichen die schutzrelevanten Tätigkeiten bis zum Ende der Eiablagezeit weiter auszuführen, wurden weiteren, dringend benötigten Helfern die Mitarbeit kurz vor ihrer Anreise abgesagt.

 

Entsprechend traurig war der Abschluss des Jahres 2009 geprägt von:

  • Massiven Spannungen innerhalb der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft
  • Missbilligung der Politik von HOS in der Bevölkerung
  • Abbruch von Diplom- und Bachelorarbeiten
  • Orientierungslosigkeit für die Zukunft
  • Nicht durchführbare Notlösungsversuche durch Einsetzen inkompetenten Ersatzpersonals für das Jahr 2010

 

Sie sehen, liebe Leser, die Situation und die Prognose für die Gialova-Lagune mit all ihren Bewohnern ist, trotz der phantastischen Populationsentwicklung als Ergebnis der Schutzbemühungen der letzten Jahre, im Ausgang des Jahres 2009 sehr kritisch. Insbesondere auch die Basiliskenchamäleons sehen sich damit einer eher düsteren Zukunft gegenüber, da nicht klar ist wie es jetzt mit dem Projekt weitergehen wird. Wir, das bisherige Projektteam bedauern die aktuellen Entwicklungen sehr und wünschen uns im Interesse der einzigartigen Schutzzone und ihrer seltenen Bewohner eine Fortsetzung unserer Arbeit.

Im Folgenden einige Bilder, um Ihnen die Schönheit und die Besonderheit der Gialova-Lagune vor Augen zu halten.

Weitere Bilder HIER

 

All unseren Mitarbeitern und Helfern, die in den vergangenen Jahren mit unendlich viel Engagement, Herzblut und Tatkraft bei der Umsetzung der Schutzmaßnahmen geholfen haben sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich und von Herzen gedankt! Zu sehen, mit welchem Optimismus und mit welcher Freude Menschen zugepackt haben, um die Natura 2000 Schutzzone zu erhalten, hat uns in all den Jahren die Kraft gegeben nicht aufzugeben.

Welche Bedrohungen und welche Zukunft nach unserer Meinung für das Gebiet, seine Flora und Fauna zu erwarten sind möchten wir Ihnen im Folgenden skizzieren.

 

Einsetzung eines neuen, unerfahrenen Projektteams

Vor dem Hintergrund der Ereignisse im zweiten Halbjahr 2010 steht zu befürchten, dass in der Saison 2010 die Chamäleonpopulation zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt ist. So zeigt sich bereits jetzt, dass der Schutz der Gialova-Lagune und des Basiliskenchamäleons aufgrund der mangelnden Betreuung durch ein erfahrenes und engagiertes Projektteam einen herben Rückschlag erleiden musste. Es gibt derzeit kein vernünftiges Projektmanagement. Den Helfern fehlt eine adäquate Einarbeitung und Betreuung, und die erfolgversprechenden begonnenen Maßnahmen und Planungen liegen brach. Die Strandbar expandiert unaufhörlich, ohne dass irgendjemand etwas dagegen unternimmt.

 

Vorgebliche „Wissenschaft“ als weitere Bedrohung

 

Da dieses komplexe, zwar wichtige aber trockene Thema den Lesefluss deutlich beeinträchtigt, möchten wir Sie bitten den Text in folgendem Fenster „extra“ zu öffnen:

 

Misslungene „Zusammenarbeit“ mit der Uni-Patras



Der Parkplatz an der Kantina

Im Sommer 2009 wurden die Mitarbeiter der HOS, Marilia Kalouli und Nico Bedau, von den Betreibern der Kantina gefragt, ob sie es im Namen der H.O.S. befürworten könnten, den Parkplatz der Kantina zu erweitern. Deren Vorstellung nach, sollte der Parkplatz in Richtung Norden vergrößert werden (siehe Skizze, blau markierter Bereich). Da dieser Bereich sich in den vergangenen Jahren als regelmäßiger Eiablageplatz der Basiliskenchamäleons, der Griechischen Landschildkröte und der Europäischen Sumpfschildkröte bewährt hatte, konnte der Bitte nicht Folge geleistet werden. Darüber hinaus ist dieses Areal zudem Lebensraum einer nicht geringen Anzahl gefährdeter Tierarten, für deren Schutz sich das Chamäleon-Projekt einsetzt und das Natura 2000 Gebiet eingerichtet wurde. Ohnehin sah das Naturschutzprojekt den Schutz dieser Flächen vor, nicht das Errichten weiterer Parkplätze um noch mehr Autos in das sensible Gebiet zu führen. Wir befürchten, dass die derzeitige Leitung der HOS diesen Bereich bedenkenlos „frei geben“ könnte, um das derzeitig „gute Verhältnis“ zu den Betreibern der Kantina zu pflegen. Gegenwärtig befinden sich 12 Chamäleonnester in diesem Bereich, gleich neben dem bereits existierenden Parkplatz.

 

Die Skizze zeigt den Bereich der Kantina im Jahr 2005. Es standen in diesem Jahr lediglich 17 Sonnenschirme vor der Kantina (im Jahr 2010 über 160). Der rote Bereich zeigt die derzeitige Lage des Parkplatzes. Der blau markierte Bereich zeigt den Eiablageplatz und Lebensraum, der als Parkplatz erweitert werden soll.

 

Diese beiden Nester liegen im Bereich der zur Erweiterung des Parkplatzes dem Erdboden gleich gemacht werden könnte. Im Hintergrund der Parkplatz und die Wohnwagen der Strandbar (25.09.2009).

 

Die asphaltierte Straße

 

Die Asphaltstrasse, die mitten durch das Gebiet führt, endet genau an diesem Parkplatz. Auf dieser Strecke konnten in den vergangenen Jahren regelmäßig überfahrene Wirbeltiere, vor allem Reptilien und unter ihnen dutzende Chamäleons aufgefunden werden (Die Exemplare sind in Alkohol präpariert, ihre Zahl somit nachprüfbar). Hinter dem Parkplatz in westliche Richtung, endet die Strasse in eine Sackgasse. Diese Strecke besteht aus einem Schotterweg, der entsprechend weniger (und weniger schnell) befahren wird. Trotz der ähnlich hohen Individuendichte der Chamäleons in diesem Bereich und einer wesentlich höheren Populationsstärke der beiden Landschildkrötenarten innerhalb des Gesamtareals, wurden hier in den vergangenen Jahren nur ausnahmsweise tote Wirbeltiere aufgefunden. Wir befürchten, dass die bevorstehende, weitere Touristische Erschließung des Gebietes dazu führt, dass auch dieser Weg früher oder später asphaltiert werden könnte. Gerechnet auf die Länge der Stecke, wäre dann mit der entsprechend doppelten Anzahl von Verkehrsopfern zu rechnen.

 

Jährliche Verkehrsopfer auf der Asphaltstraße durch hohes Verkehrsaufkommen und Raser.

 

Nach den bisherigen Statements und persönlichen Gesprächen mit dem derzeit für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlichen HOS-Vertreter Kostas Teneketzis, halten die ehemaligen Mitglieder des Chamäleon-Projekts es für denkbar, dass HOS auch den Ausbau des Schotterwegs für unbedenklich ansehen und somit den Weg für die Asphaltierung freigeben könnte.

 

Rot markiert: Asphaltstraße, blau markiert: Schotterweg

 

Unerfahrene Helfer gefährden den Schlupferfolg

 

 

„… denn sie wissen nicht, was sie tun…“

Die aus den Missständen des Jahres 2009 resultierenden Probleme haben das in mehr als einem Jahrzehnt mühsam aufgebaute Projekt mit einem Schlag weit zurückgeworfen. Die Griechische Ornithologische Gesellschaft, hat mit Hilfe von Kostas Teneketzis ein provisorisches Projektteam auf die Beine gestellt. Dieses besteht nun aus nicht qualifizierten und unerfahrenen Mitarbeitern aus seinem Freundeskreis und einigen minder qualifizierten Mitarbeitern der früheren Jahre.

 

Nachdem das Projektteam bis Ende 2009 wie folgt zusammen gesetzt war

  • Marilia Kalouli:

M. Sc Environmental Policy and Rural Resources, Assistant-Coordinator zwischen 1997 und 2000, Projekt-Koordinatorin seit 2001.

  • Benny Trapp:

Feld-Herpetologe, Chamäleon-Verantwortlicher seit 2002

  • Andrea Bonetti:

Biologe, Ornithologe, gründete das Giavola-Projekt im Jahr 1997.

  • Nico Bedau:

Landschaftsarchitekt, seit 2006 beim Gialova-Projekt.

  • Klaus Ehrlich:

Biologe, M.Sc. in Evolutionsbiologie und Systematik, Feld Assistent des Projekts seit 2005.

  • Nikolas Lyberopoulos:

Lokaler Verwalter, seit 2003 beim Gialova-Projekt.

 

besteht das Team, das sich im Jahr 2010 um das Projekt kümmern soll, im Großen und Ganzen aus Mitarbeitern ohne Erfahrung und Hintergrundwissen:

Chemiker, Keine Berufserfahrung, Projektkoordinator

Feldherpetologe, Supervisor für Chamäleons, wurde von HOS während des LIFE-Projektes aufgrund fragwürdiger Methoden und verantwortungsloser Handlungen im Jahr 2000 gekündigt.

EVS Praktikant 2009, keine Qualifikationen. Verantwortlich für Chamäleons in 2010

Local Caretaker, seit 2003 beim Gialova Projekt

 

 

Für die Chamäleons verantwortlich ist derzeit ein freiwilliger Helfer aus dem Jahr 2009, Thomas Carlos des Francs. Dieser wurde zwar von uns in Grundzügen in die erforderlichen Arbeiten eingewiesen, seine Kenntnisse über die Biologie der Chamäleons und der weiteren Herpetofauna des Gebietes sind darüber hinaus als überaus gering zu betrachten.

Als Supervisor wurde ihm der Kunstlehrer und Hobby-Herpetologe Giorgos Chiras aus Patras zugewiesen, der aufgrund seiner Berufstätigkeit nur sporadisch vor Ort sein kann. Herr Chiras war bereits im Jahr 1999 im Life-Projekt tätig, wurde aber aufgrund fragwürdiger Methoden aus dem Projekt ausgeschlossen. Ausschlaggebend war unter anderem der Fang und unsachgemäße Transport von Chamäleons und eines schlafenden Eisvogels in seiner Tasche, zum Zeck diese herum zu zeigen.

 

Damit sind in unseren Augen aktuell weder versierte, noch in den praktischen Tätigkeiten ausreichend ausgebildete bzw. sensibilisierte Mitarbeiter seitens der HOS mit dem Schutz der Chamäleons betraut. So steht zu befürchten, dass manche der aktuell durchgeführten Maßnahmen nicht nur unnötig, sondern vielmehr gar kontraproduktiv sind.

 

Ein Beispiel: In den zurückliegenden Jahren haben wir aufgrund der sehr niedrigen Gelegezahl die schlüpfenden Jungtiere nach dem Verlassen der Nistgruben aufgenommen und in die umliegenden Büsche gesetzt. Diese Maßnahme wurde durchgeführt, um die sehr wenigen Jungtiere vor Fressfeinden wie Mardern, Katzen und Füchsen zu schützen.

 

Helferin bei der Geschlechtsbestimmung während der Schlupfhilfe im Jahr 2009

 

 

In diesem Jahr hat die Schlupfsaison (August bis Oktober) bereits begonnen. Aus über 170 (geschätzten 200) Nestern, werden jeweils zwischen 20 und 50 Jungtiere schlüpfen. Bei zu erwartenden 6000 Jungtieren, ist ein Umsetzten jedes einzelnen Tieres somit nicht nur völlig überflüssig, sondern entbehrt jeder sinnvollen Schutzarbeit. Statt aber die Logik dieses Umstands zu verstehen und lediglich statistische Erhebungen durchzuführen, führt der derzeit Verantwortliche, ehemalige Helfer Thomas Colas des Francs, stupide durch was er glaubt im vergangenen Jahr gelernt zu haben. Im guten Glauben, etwas Sinnvolles zum Erhalt der Chamäleons zu tun, laufen die derzeitigen Helfer, seinen Anordnungen folgend, täglich ein oder mehrmals den gesamten Nistbereich ab und gefährden dadurch unwissend die im Boden befindlichen Nester!

 

Entscheidende Grundvoraussetzung einer solchen „Starthilfe“, wie sie in den vergangenen Jahren durchgeführt wurde, war stets die Kenntnis der exakten Nestpositionen, um sicherzustellen, dass man während der Schlupfhilfe nicht versehentlich auf dem Nachbarnest stand oder die winzigen Jungtiere während des Schlupfs zertritt. Nur so konnten die Helfer bisher auf Grundlage von Fotografien den Bereich der exakt lokalisierbaren Nester aus sicherer Entfernung heraus nach den Jungtieren absuchen.

 

 

Wie leicht selbst ein Nest tagsüber übersehen werden kann, in dem sogar noch ein ausgewachsenes Weibchen sitzt,
belegt das obige Foto vom Oktober 2009.

 

Im unteren Bild ist der Ausgang eines Nests zu erkennen (Bildmitte) Die kleinen Trittspuren verraten wo die jungen Chamäleons aus dem Sandboden geschlüpft sind. Zier der Absperrungen der Nistbereiche ist es, die Nester vor Vertritt zu schützen, nicht die eigenen Helfer dem Risiko auszusetzen auf Nester und schlüpfende Jungtiere zu treten.

 

 

 

Nachts schlüpfende Jungtiere mit einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 3cm können nur schwer erkannt werden. Bei derart vielen Nestern wie sie während der Saison 2010 schlüpfen, birgt das nächtliche Begehen der Nestbereiche größere Gefahren, als die natürliche Prädation.

 

 

Häufig liegen die Nestbilder derart dicht neben einander, wie in diesem aktuellen Beispiel. Wird ein falsch geschulter Helfer hier aktiv, tritt er zwar unwissentlich, aber unvermeidlich auf den beiden anderen herum!

 

Das aktuelle Projektteam hat keine Kenntnis von den Positionen der Nester, da ihnen keine derartigen Nestfotos zur Verfügung stehen. So steht zu Befürchten, dass durch das unreflektierte Vorgehen der Schlupferfolg im Jahr 2010 gefährdet ist, da die Helfer auf der üblicherweise „nächtlichen“ Suche (die Jungtiere schlüpfen nach Sonnenuntergang) nach den Nestern gerade auf diesen Herumtrampeln.

 

Die Aktivitäten und die Aufmerksamkeit des Schutzprojekts hätten im Jahr 2010 vor allem auf die Bemühungen zur Verlegung bzw. Schließung der „Kantina“, die Bewachung der Population und die Absperrung weiterer Nistbereiche gerichtet werden müssen. Nur vor diesem Hintergrund ist auf lange Sicht eine weiterhin unbeeinträchtige und sichere Populationsentwicklung gewährleistet. Nichts von dem ist bisher geschehen!

Die negativen Entwicklungen im Bereich der „Kantina“

 

Es stand zu befürchten, dass sich die Missstände rund um die „Kantina“ auch im Jahr 2010 fortsetzen würden. Bedauerlicherweise bewahrheiteten sich diese Sorgen. Es scheint, als wären die vorgeblichen Bemühungen des Direktors der HOS um eine Klärung und Beseitigung der Missstände bis dato noch nicht erfolgt.

 

 

Und das trotz der expliziten, schriftlichen Aufforderung an die Direktion der HOS durch die Archäologische Gesellschaft, Missstände und Zuwiderhandlungen gegen die Vereinbarungen unverzüglich zu melden, damit die Archäologische Gesellschaft sofort aktiv werden kann (siehe oben).

 

Für Ihr Verständnis liebe Leser, sei an dieser Stelle darauf verwiesen, dass der aktuelle Betreiber der neuen, professionellen „Kantina“ Fotis Karabatsos ein Mitarbeiter der Gesellschaft „TEMES“ (siehe Punkt 11.) ist, die wiederum die Griechische Ornithologische Gesellschaft (HOS) im Jahr 2010 mit 50.000 Euro für das Pylos-Schutzprojekt sponsert.

 

 

Das Ausmaß der Tourismusaktivitäten im Bereich der „Kantina“ hat bedauerlicherweise auch im Jahr 2010 noch weiter zugenommen. Wieder stehen, mit Stand August 2010, weit mehr als 150 Sonnenschirme und entsprechende Liegen in der Kernzone der Eiablageplätze der Chamäleons. Und das immerhin inmitten eines „Natura 2000“-Gebietes…

„Rimini“ und „Ballermann“ statt „Natura 2000“?

 

Unter nachstehendem Link stehen verschiedene kurze Filme zur Verfügung, die die aktuelle Situation (August 2010) rund um die „Kantina“ dokumentieren:


Youtube-Video: Divari buisness August 2010 Panorama


Youtube-Video: Parkvandalismus


Youtube-Video: Divari buisness August 2010



Auch die nachstehenden Bilder zeigen die bedauerliche Entwicklung, die der Nistbereich der Basiliskenchamäleons im
Kerngebiet des Natura 2000 unter Einwirkung der „Kantina“ genommen hat.

 

Rasches Handeln ist dringend erforderlich

Um den Schutz der Chamäleons dauerhaft gewährleisten zu können, ist ein rigoroses Vorgehen seitens Behörden und der zuständigen Gremien in der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft und der Archäologischen Gesellschaft gegen die Ausweitung des Wildwuchses im Bereich der „Kantina“ zwingend erforderlich. Nur durch ein sanftes Management ist es möglich die Interessen des Tourismus mit denen des Naturschutzes in Einklang zu bringen. In diesen sensiblen Bemühungen um eine langfristige Koexistenz von Mensch und Natur ist kein Platz für das rücksichtslose Profitstreben einzelner, die auf Kosten eines einzigartigen Stücks Natur die eigene Bereicherung suchen.

 

Was ist eigentlich eine Kantina?

Eine „Kantina“ ist in Griechenland normalerweise eine Art fahrbarer Imbiss, der Snacks und Getränke anbietet. Was in der Vergangenheit von der Archäologischen Gesellschaft im Rahmen jährlicher Ausnahmegenehmigungen autorisiert wurde, um den Besuchern des Archäologischen Schutzgebietes im Inneren des Natura 2000 gegen Errichtung einer Pachtgebühr eine Infrastruktur zu bieten, ist heute ein gigantisches Gastronomieunternehmen geworden. Da fahrbar, sollte eine „Kantina“ ursprünglicherweise das Gebiet abends immer verlassen, wie es für eine „Kantina“ im eigentlichen Sinn üblich ist. Alkoholische Getränke, statt Erfrischungen, übergroße Musikboxen, Volleyballfelder, eine derart große Anzahl von Sonnenschirmen und Strandliegen haben nichts mehr gemeinsam mit dem eigentlichen Charakter einer „Kantina“. Für eine Strandbar gibt es nebenbei auch keine Genehmigung! Seit etwas über einem Jahrzehnt aber hat sich die eigentliche kleine Kantina von geschäftstüchtigen Betreibern geführt, schleichend zu einer festen Einrichtung entwickelt.

 

Ein Blick in die Vergangenheit:

Von früheren Betreibern der Kantina wurden die ersten Strandliegen und Sonnenschirme aufgestellt, mehrere Wohnwagen zu einer großen Bar mit davor aufgestellter Bretterterrasse zusammen geschlossen, ein Beachvolleyball-Feld errichtet und dergleichen mehr. Als Stromgenerator diente früher ein ausgedienter Traktor, dann ein fest etablierter, qualmender und lautstark dröhnender Diesel-Stromgenerator. Die folgenden Bilder stammen vom August 2004:

 

 

Zum Abschluss der Saison wurden von den Betreibern immer wieder Altöl und Diesel auf die nur erdenklich einfachste Weise entsorgt, und einfach in den Sand abgelassen.

 

 

 

Auf die damalige Beschwerde an das Bürgermeisteramt hin (die Polizei fühlte sich nicht zuständig) wurde der entsprechende Bereich einige Wochen später, kurzerhand mit Erde überdeckt. Ein Aushub des verschmutzten Bodens ist aber bis heute nicht erfolgt. I n der Verantwortung für die Einhaltung der Richtlinien, aber auch kleinere Sondergenehmigungen, steht außer der Archäologischen Gesellschaft auch der zuständige Bürgermeister. Prekärerweise unterhielt aber gerade der bis 2007 amtierende Bürgermeister bis zu seinem Ableben eine Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg der „Kantina“. Als schließlich im Herbst 2008 das Gesundheitsamt eine Schließung angeordnet hatte, da der mit Fleisch gefüllte Kühlschrank nicht angeschlossen war und der Inhalt verfaulte, blieb die „Kantina“ trotz „offizieller Schließung“ bis Saisonende in Betrieb!

Zurück in die Zukunft

Alle 2 Jahre wird die Genehmigung für den Betrieb der „Kantina“ im Archäologischen Schutzgebiet durch eine öffentliche Versteigerung vergeben. Hierbei kann ein Interessent ein geheimes Gebot für eine Monatspacht abgeben, die nicht nur während der Saison, sondern über das gesamte Jahr hinweg gezahlt werden muss. Nach über einem Jahrzehnt wechselte schließlich im Jahr 2009 der Betreiber der „Kantina“. Zu den neuen Betreibern gehört der Makler der TEMES (zur Erinnerung:TEMES sponsert HOS im Jahr 2010 mit über 50.000 Euro), Fotis Karabatsos. Dieser erhielt mit dem Gebot einer mehr als doppelt so hohen Summe als seine Vorgänger der vergangenen Jahre den Zuschlag, und errichtete statt einer „klassischen“ Kantina eine professionelle Strandbar. Trotz des Pächterwechsels wurde damit die Situation also nicht besser, sondern verschlechterte sich noch weiter. Denn wie die aktuellen Bilder und Filme dokumentieren, setzt sich der Trend zu immer mehr Sonnenschirmen und Liegestühlen im Schutzgebiet weiter fort. So sind die Expansionsbemühungen der „Kantina“ scheinbar noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt: Der Stromgenerator wird jetzt kurzerhand sogar in die abgezäunten Dünen und damit direkt zu den Chamäleons gestellt.

 

 

Das Altöl wird zwar nicht mehr auf die „herkömmliche Art“ entsorgt, doch verschmutzt überschwappende Flüssigkeit auch weiterhin Grund und Boden.

 

 

Der permanente Lärm des aktuellen Generators, der jetzt auch nachts durchgehend läuft, wird von Mittags bis Abends nur durch die Discobeschallung aus riesigen Musikboxen übertönt. Nach der Touristensaison 2009 wurden die am Strand abgebauten Schirme nicht unmittelbar abgeholt, sondern ebenfalls mitten während der Schlupfzeit in die Nistdünen der Chamäleons geworfen und erst Wochen später abtransportiert. Bis dato fragwürdigerweise ohne Repressalien ausgesetzt zu sein…

 

 

Da war die Ablehnung des Antrages von Herrn Karabatzos für eine „Sondergenehmigung“, die „Kantina“ nicht mehr nach jeder Saison abbauen zu müssen, sondern sie vielmehr über den ganzen Winter hinweg im Schutzgebiet stehen lassen zu können, schon fast so etwas wie eine Überraschung.

 

 

Eine weitere große Bedrohung für das Gebiet und seine Chamäleons geht aber von einem riesigen Tourismus-Projekt aus, dass die Bedingungen für die Flora und Fauna nachhaltig verändert wird. Doch hierzu im nächsten Kapitel mehr

Die Vorgeschichte

Das Natura 2000-Gebiet liegt am Rande eines vor wenigen Wochen in Betrieb genommenen Golfresorts von schier unvorstellbarem Umfang. Eine ganze Hotelstadt wurde innerhalb weniger Jahre errichtet, und ein Teil des megalomanen Projekts vor wenigen Wochen auch bereits in Betrieb genommen. Um eine Vorstellung zu bekommen, welche Ausmaße dieses teuerste von der EU mitfinanzierte Projekt zur Touristischen Erschließung hat, haben wir folgende Information von der Internetpräsentation der Betreiber-Gesellschaft namens „TEMES“ zusammengetragen.

 

Demnach sind insgesamt geplant, und teils bereits fertig gestellt:

 

Weitere Informationen über Ausmaß und Zielsetzung des monströsen Projektes können Sie der englischsprachigen Internetpräsenz der Hotel- und Golfanlage unter folgendem Link: http://www.costanavarino.com entnehmen.

 

Blick auf die bisher noch weitgehend unberührte Lagune und Ochsenbauchbucht (2009)


Drohende Touristische Nutzung des Gebietes

Neben dem ungeheuren Flächenbedarf des geplanten Projektes stellt sich natürlich auch beispielsweise die Frage, woher denn die immensen Wassermengen für den Unterhalt der Golfplätze, 123 Privatpools, sowie Duschen und Toiletten für bis zu 4500 geplante Personen genommen werden können. Nach den Plänen von TEMES sind hierfür lediglich 3 Becken zum Auffang von Regenwasser und zwei kleine Fließgewässer vorgesehen.

Es liegt ein Gutachten vor, dass die Entnahme des Wassers aus der Umgebung angeblich keinen Einfluss auf den Salzgehalt der Lagune haben soll. Das dies ohne Beeinträchtigung des Wasserhaushaltes der Region vonstatten gehen soll, so die Aussage der TEMES (siehe Zeitungsartikel), erscheint nur schwer glaubhaft.

Welchen Umwälzungen und welch großen Einfluss allein die Veränderung der Umgebung durch die Bebauung, die großflächige Umwandlung der bisherigen Naturräume in Golfrasen, den Wasserverbrauch und die Umleitung des natürlichen Abflusses des Regenwassers, neben der Präsenz der vielen Tausend jährlich erwarteten Gäste auf das benachbarte Natura 2000 Gebiet haben werden kann sich wohl jeder vorstellen?

 

Nutzung des Vogel-Rastpatzes und Brutgebiets?

Es bestehen außerdem Bestrebungen die Nutzungsbedingungen für die Lagune, die im Fischereirecht geregelt sind, grundlegend zu ändern und zu erweitern. Die Details der Nutzungsbestrebungen sind noch nicht offen gelegt, werden aber vermutlich auf eine touristische Nutzung ausgerichtet sein. Was dies für die, teilweise sehr störungsanfälligen Bewohner der Lagune, wie z.B. die jährlich bis zu 350 nahrungssuchenden Flamingos bedeutet, liegt auf der Hand.

 

Flamingos in der Lagune von Gialova – Neben der kontrollierten Fischerei die einzig vertretbare „Nutzung“ des Feuchtgebietes!

 

Welche Folgen eine Nutzung der Lagune für den Tourismusbetrieb durch Bootsverkehr (Tretboote oder ähnliches), Surfer usw. für die nahrungssuchenden und brütenden Vögel und die gesamte Fauna des Lebensraums haben kann, ist nicht abzuschätzen. Abgesehen von der kontrollierten Fischerei in der Lagune, wie sie bisher durchgeführt wurde, ist aus Naturschutzsicht jedenfalls keine weitere Form der Nutzung denkbar und hätte mit dem von TEMES und HOS angepriesenen „Ökotourismus“ noch weit weniger zu tun, als der derzeitige „Ballermann-Tourismus auf den Eiablageflächen der Basiliskenchamäleons. Unsere Befürchtung geht dahin, dass unverantwortliche Stellungnahmen von Mitarbeitern der HOS nun auch dazu führen könnten, zukünftig selbst die Lagune (wie den Strand und Dünen-/Nistbereich der Chamäleons mit der professionellen Strandbar) für eine touristische Nutzung freizugeben.

 

Seltsam!

Der momentane Nutzungsplan der Lagune erlaubt ausschließlich die kontrollierte Befischung einer einzelnen Fischereigesellschaft. So konnte bisher ein Raubbau durch Überfischung verhindert werden und Natur mit lokaler Wirtschaft Hand in Hand arbeiten. Von 2003 bis 2009 wurde das Fischereirecht der Gesellschaft von Giorgos Stavrianakis zugesprochen. In enger Zusammenarbeit mit dem Projekt konnten wesentliche Fortschritte erzielt werden, so auch die deutliche illegale Jagd in der Kernzone des Natura 2000 Gebietes durch gemeinsame Bewachung und gegenseitige Unterstützung. Herr Stavrianakis war ein beispielhafter Manager, der ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt hatte.

 

 

Im vergangenen Jahr wurde seine Lizenz mit der Begründung zurückgezogen, dass eine hohe Bleikonzentration (Pb) im Wasser gefunden wurde. Da nur wenige Wasserproben genommen, und die Ergebnisse selbst ihm nicht bekanntgegeben wurden, ist es fragwürdig, ob diese Begründung rechtens und richtig ist. Darüber hinaus wurde uns wenig später durch das hinzugezogene Institut für Meeresforschung versichert, dass eine derartige Bleibelastung in diesem Gebiet nicht möglich sei, da es keine Ursprünge in diesem Gebiet gibt, die für eine solche verantwortlich sein könnten (z.B. Farbenindustrie, Bleirohre, Autobatterien etc). Generell wird Blei im Boden, nicht aber im Wasser gefunden. Bis jetzt hat es diesbezüglich noch keine Gesetzesänderungen gegeben, aber unseren Informationen zufolge will das Zuständige Amt das Gesetz dementsprechend ändern. Sollte die Verwaltung der Lagune in die Hände einer privaten, kommerziellen Gesellschaft fallen, dessen erklärtes Ziel die „vollständige, touristische Erschließung“ des Gebietes ist, wären die Folgen unabsehbar. Jede mögliche Kontrolle durch die Kommunalverwaltung und Umweltschutzverbände sowie die Fischerei-Nutzung für lokale Unternehmen würde wegfallen.

 

Mit der Tatsache, dass sich der Betreiber der Kantina, Fotis Karabatzos, bereits seit 2008 um das Bürgermeisteramt der Stadt Pylos (mit Verantwortlich für die Vergabe von Genehmigungen in diesem Amtsbereich) bemüht, schließt sich unserer Meinung nach der Kreis!

Da das Golf- und Hotel-Projekt bereits in der Verwirklichung begriffen ist, gilt es rasch zu handeln, und zu versuchen zu retten, was noch gerettet werden kann.

 

 

So arbeiten die bisherigen Mitarbeiter des Chamäleonprojekts bereits seit einigen Jahren an der Planung für eine möglichst schonende Nutzung des Gebietes im Rahmen des Ökotourismus. Unsere Ideen und Vorschläge haben wir als Team in einer Arbeit von Nico Bedau et al. zusammengefasst (siehe englische Version unter „visitor guiding system“!) . Wir halten sie für durchführbar, sofern TEMES ernsthaftes Interesse daran hat die Eigenwerbung auch tatsächlich zu verwirklichen.

 

 

Diese Vorschläge wurden bis dato aber weder angehört noch diskutiert. Die Vorgehensweise der H.O.S. - Direktion nimmt uns, den Gründern und langjährigen Mitarbeitern des Projekts, jede Möglichkeit ernsthafte Gespräche mit der TEMES zu führen und im Interesse des Naturschutzes mehrjährig erarbeitete Schutzmaßnahmen und Zukunftspläne in Gemeinschaftsarbeit mit TEMES zu realisieren. Denn dass eine Zusammenarbeit mit der TEMES der wohl einzige Weg ist das Schlimmste zu vermeiden, ist nach Beginn der ersten Arbeiten am gigantischen Bauprojekt zur „touristischen Erschließung“ der Region unvermeidlich geworden. Wir sind der Überzeugung, dass eine solche Zusammenarbeit aber nur auf einer Grundlage des Vertrauens und Offenheit möglich ist.

 

Die kindlich-naiven Versuche dagegen, einen betoniertes Regenauffangbecken ohne Ufervegetation oder Flachwasserbereich als wichtiges Ökosystem und Ausgleichsbiotop anzupreisen, sind dagegen bar jeder Realität und Glaubwürdigkeit. Statt zu schaffen, womit man sich profilieren will, wurde bereits ein für jedermann ersichtlich lebensfeindlicher See in den Boden betoniert, der sich auch auf lange Sicht zu keinem idealen Lebensraum für die spezialisierten Tier- und Pflanzenarten entwickeln kann.

 

Wie sogar die Deutsche Presse mit dieser Thematik umgeht, möchten wir am Beispiel eines Artikels verdeutlichen, der im Juli 2009 in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erschienen ist.

Zitat aus: „Die Zeit“ Nr. 32 vom 30.07.2009:

C:\Users\Klaus\Desktop\Costa Navarino\_DSC4m963.jpg

 

Die folgenden Bilder sollen verdeutlichen, wie wenig ernstzunehmend die angeblichen Fakten sind, die selbst von Reportern namhafter, etablierter Zeitschriften, offensichtlich ohne eigene Recherche, gutgläubig übernommen werden. Denn die traurige Wahrheit sieht leider völlig anders aus:

„…kunstvoll in die Landschaft eingefügt….“

 

„…, sind längst ein Stück Natur geworden, in dem Wasservögel nisten, Frösche quaken …“

 

Der vollständige Artikel wurde auch unter folgender Internetadresse im www veröffentlicht:

http://www.zeit.de/2009/32/Costa-Navarino

 

Um eine unabhängige, fachliche Meinung bemüht, erhielt Benny Trapp auf Anfrage folgende Stellungnahme des NABU (Naturschutzbund Deutschland) zu den hier abgebildeten Fotos, ohne auf die Einzelheiten der Problematik eingegangen zu sein:

Sehr geehrter Herr Trapp,

 gerne komme ich Ihrer Bitte nach und nehme zu den von Ihnen übersandten Fotos des Sees fachlich Stellung:

 Auch wenn die Bilder nicht genau erkennen lassen, mit welchem Material der Uferbereich eingefasst wurde, ist offensichtlich, dass hier eine extrem naturferne Ausgestaltung des gesamten Ufers vorgenommen wurde.

Die Gründe bleiben rätselhaft, denn es hätte sicher auch an diesem Standort Alternativen zur vollständigen Bodenabdeckung gegeben.

 Ungünstig für eine künftige Entwicklung zu mehr Naturnähe ist darüber hinaus das durchweg recht steile Ufer. Die abgedeckte, steile Böschung wird die Entwicklung von natürlichen Substrat erheblich erschweren wenn nicht unmöglich machen. Es muss befürchtet werden, dass dieser See auch auf lange Sicht ein naturfernes Becken bleiben wird, das nur wenigen

Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum wird dienen können.

 Für Lebensgemeinschaften der Binnenseen ist die Beschaffenheit des Uferbereichs generell von größter Bedeutung. Die hier natürlicherweise sich ansiedelnde Flora ist Grundlage für eine normalerweise sehr reiche Fauna an Insekten, Amphibien, Vögeln u.a. Angesichts der Naturferne dieses Gewässers werden sich die natürlichen Lebensgemeinschaften hier kaum entwickeln können. Arten mit spezielleren Habitatansprüchen finden hier keine Zuflucht. Zu erwarten sind lediglich Ubiquisten, also "Allerweltsarten" wie die Stockente oder einige andere Tauchenten, die hier ggf. auf Nahrungssuche gehen könnten.

 Ziel sollte sein, den Uferbereich des Sees zumindest streckenweise von seiner Befestigung zu befreien, um dort einer natürlichen Sukzession eine Chance zu geben.

  

Mit freundlichen Grüßen

 Dr. Markus Nipkow

Ornithologie und Vogelschutz

______________________________

 NABU

Bundesgeschäftsstelle

Charitéstraße 3

10117 Berlin

 

Es ist traurig zu erfahren, wie die ganze Arbeit, das große Engagement und der unermüdliche Einsatz einiger hundert Helfer, und die auf dieser Basis erzielten wichtigen Etappenziele in den Schutzbemühungen um das Basiliskenchamäleon nun in Frage stehen. Aufgrund fragwürdiger Handlungsweisen seitens der Vertreter der HOS ist nicht nur die zielgerichtete Fortführung der zwingend erforderlichen Arbeiten eines erfolgreichen Naturschutzprojekts unterbrochen bzw. ausgesetzt worden. Und das bedauerlicherweise ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem aufgrund der erfreulichen Entwicklungen der Chamäleonpopulation ein erster Hoffnungsschimmer am Horizont von Pylos aufgetaucht war. So haben die Schutzmaßnahmen Früchte getragen, die nun aber möglicherweise rasch wieder verschwinden könnten. Was bleibt ist ein schaler Geschmack im Mund angesichts willkürlicher, unreflektierter Handlungsweisen und nicht nachvollziehbarer Motive der Verantwortlichen, die in unseren Augen nicht in Einklang mit einer zielführenden Naturschutzarbeit gebracht werden können.

 

Auf viele Fragen haben wir keine Antworten bekommen:




Eine Stellungnahme seitens der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft, wäre wünschenswert und Grundlage für eine erfolgreiche Fortsetzung des Projektes. Es bleibt zu hoffen, dass der Vorstand der HOS personelle Konsequenzen aus dem verantwortungslosen Handeln des Direktors Herrn Kappas, dem Special Consultant Herrn Teneketzis und anderen ziehen wird und diese einflussreichen Positionen mit Vertretern besetzt die in erster Linie die Interessen des Naturschutzes vertreten.

Es wäre wünschenswert, dass die Griechische Ornithologische Gesellschaft zeitnah Ihr Schweigen beendet, und den von uns angebotenen, konstruktiven Dialog zur gemeinsamen Fortsetzung der Schutzbemühungen um seltene Tierarten und ein herrliches Stück Natur aufnimmt. Angesichts der drohenden Veränderungen in der Region durch die begonnenen Bauarbeiten um das TEMES-Projekt und die sukzessive Ausweitung der widerrechtlichen Aktivitäten seitens der „Kantina“ erscheint ein rasches Handeln zwingend geboten. Ein Handeln, dass den Faden da aufnimmt, wo er zerrissen wurde, und an dem die Chamäleons im sprichwörtlichen Sinne hängen. Denn es ist derzeit fünf vor zwölf in der Natura 2000 Schutzzone.

Unser Ziel ist klar und einfach: Keine mehr als verträgliche, touristische Nutzung des gesamten Lebensraums innerhalb des Natura 2000 – Gebietes!

Wir wollen die Schutzbemühungen um die Gialova-Lagune, ihre Fauna und Flora und insbesondere um den Erhalt des Basilisken-Chamäleons in seinem einzigen Lebensraum in Europa fortsetzen. Es wäre unverantwortlich zum jetzigen Zeitpunkt die Zügel in den Bemühungen um das Schutzprojekt und den Erhalt einer ganz besonderen Tierart schleifen zu lassen. Es bleibt zu hoffen, dass nicht einmal mehr ein einzigartiges Stück Natur angesichts des Profitstrebens und der Bemühungen um Profilierung Einzelner in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Solange sich aber die derzeitigen Umstände nicht grundlegend ändern, ist mit einem positiven Ausgang für die Bestände des Basiliskenchamäleons nicht zu rechnen. Und das obwohl eine touristische Nutzung des Gebietes im Sinne eines echten Ökotourismus auf Grundlage fundierter Planung möglich ist. Zahlreiche Beispiele erfolgreicher Ökotourismusprojekte in ganz Europa haben gezeigt, dass Naturschutz und Tourismus Hand in Hand einhergehen können, während hier bewiesen wurde, dass die derzeitige Leitung der Griechischen Ornithologischen Gesellschaft damit überfordert, nicht Willens, oder nicht in der Lage ist etwas ähnliches zu verwirklichen.

Es gilt jetzt zu Handeln bevor die Bemühungen des letzten Jahrzehnts vergeblich und unwiederbringlich verloren sind.

 

Wir bedanken uns herzlich für Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit!

 

 

 

 

 

.:  :.